Schulleben an der VS Burgsinn

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Projekt "Regenwurm" der Klasse 2b
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„Iiiihhh, Regenwürmer!“ Immer wieder begegneten uns diese Kriechtiere auf dem Pausenhof, auf dem Weg zur Turnhalle, auf der Straße. Mancher Anblick eines toten Wurmes war wirklich nicht schön. Aber sich vor einem lebendigen Regenwurm zu ekeln … das konnte ich als Klassenlehrerin der Klasse 2b nicht verstehen. Und nach wiederholten Ekelschreien der Mädchen in der Klasse erwuchs die Idee: Unser eigenes Thema im Heimat- und Sachunterricht sollte den Kindern den Regenwurm näherbringen, seine „Arbeit“ erklären und zeigen, wie wichtig dieses Tier für uns ist.

Ziel der ersten „Regenwurmstunde“ war das Betrachten und Beobachten dieses besonderen Lebewesens. Mit Arbeitsaufträgen wie „Wie lang ist dein Wurm?“, „Welche Farbe hat er?“, „Kannst  du Körperteile erkennen?“ betrachteten die Kinder „ihren“ Wurm, versuchten, mit dem Lineal die Länge des Regenwurmes herauszufinden und die Körperform zu beschreiben. Nach ersten vorsichtigen Annäherungen ließen alle Bedenken der Kinder nach und Berührungsängste waren nicht mehr zu sehen. In der Auswertung verglichen die Kinder die Ergebnisse und stellten fest, dass der Regenwurm je nach Lebensalter unterschiedlich lang ist, ein Vorderteil zur Nahrungsaufnahme hat, das Hinterteil für die Ausscheidung zuständig ist und der Wurm in Segmente gegliedert ist. Erwachsene Tiere haben einen Ring am Körper, der für die Paarung wichtig ist.

„Der Regenwurm hat kein Gesicht“. Diese Feststellung warf die Frage auf, ob er denn sehen und hören kann. In der Folgestunde wurde dies von den Regenwurmforschern der Klasse untersucht. In Stationen beobachteten die Kinder, wie der Regenwurm auf Erschütterungen (Klopfen auf den Tisch), auf Licht (Taschenlampe) und auf Berührung (Pinsel) reagiert. Sie stellten überrascht fest, dass er sich von Licht abwendet, Berührungen aus dem Weg geht und bei Erschütterungen die Richtung wechselt. „Das ist ja auch wichtig, im Licht, also oben auf der Wiese würde er austrocknen, und Berührungen muss er fühlen, damit er seine Feinde erkennt und flüchten kann!“ Und die Erschütterungen? „Na, wenn ein Vogel oben pickt, sollte er sich besser aus dem Staub machen!“ Das waren die Erkenntnisse der Schüler. Es ist schon sehr faszinierend, was ein Regenwurm alles wahrnehmen kann!

Schon in der ersten Regenwurmstunde kam die Frage auf, warum der Wurm so gut kriechen kann. Dieser Frage wollten wir in weiteren Versuchen nachgehen. Angeboten wurden den Kindern 3 Stationen, in denen sie Erfahrungen über die Muskulatur, die Borsten und die Haut des Regenwurms machen konnten. In der „Muskel-Station“ erfuhren die Kinder das Zusammenspiel der Muskeln, die das Zusammenziehen und Strecken des Wurmes ermöglichen. Anhand eines mit Wasser gefüllten länglichen Ballons konnten sie die Bewegung nachahmen und verinnerlichen. Um die Wirkung der Borsten zu fühlen, konnten die Kinder durch zwei zusammengenähte Kartoffelsäcke kriechen- einmal ohne Hilfe der Arme und Beine, dann mit den Armen und Beinen. Auch wenn der Regenwurm keine Beine hat, helfen ihm die Borsten dabei, Halt in den Erdgängen zu finden und nicht zurückzurutschen. Dass ein Fell bei einem Leben unter der Erde hinderlich wäre, erfuhren die Kinder in der dritten Station. Eine Bürste mit übergestülptem Luftballon zeigte, dass so keine Erde hängenbleibt und kein Widerstand beim Gleiten durch die Erde entsteht. Als Erkenntnis dieser Stunde stand fest: Weil er mit den Muskeln, den Borsten und der glatten Haut ausgerüstet ist, kann er gut in der Erde kriechen!

Diese Stunde hatte weitere Fragen aufgeworfen: „Haben alle Tiere unter der Erde keine Augen?“ „Sind alle Tiere unter der Erde taub?“ „Wie kriechen Maulwürfe?“ Auch wenn die Sequenz zum Thema „Iiieeh- Tiere“ eigentlich anders angedacht war, wollen wir diese Fragen natürlich im Laufe dieses Schuljahres klären. Denn das ist der Sinn des Heimat- und Sachunterrichts: Fragen der Kinder aufgreifen und klären. Nur so wird der Unterricht den Interessen der Kinder gerecht. Nur so lernen sie. Und die Begeisterung und die Freude der Schüler ist der Dank der Kinder an den Lehrer!